
Die Frage klingt provokant, aber sie ist wichtig: "Kann ich als Christ eine rechtsextreme Partei wählen?"
Sie ist deshalb wichtig, weil sie nicht nur das politische Verhalten von mir als überzeugten Christen betrifft, sondern auch den Kern dessen, was es bedeutet, ein Christ zu sein. Ich habe diese Frage für mich geklärt.
Christliche Werte als Kompass
Beginnen wir mit den Grundlagen des christlichen Glaubens. Was sind die zentralen Werte, die das Christsein ausmachen? Liebe, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Respekt vor der Würde jedes Menschen. Jesus selbst sagte: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Diese Nächstenliebe macht keinen Unterschied zwischen Herkunft, Hautfarbe oder sozialem Status. Alle Menschen sind vor Gott gleich wertvoll.
Wenn ich die Offenbarung (letztes Buch im Neuen Testament) richtig verstehe, werden einmal alle Nationen vor dem Thron Gottes stehen.
Wenn eine politische Partei Hass sät, Menschen aufgrund ihrer Herkunft abwertet und Ausgrenzung propagiert, kann das niemals im Einklang mit christlichen Werten stehen. Denn rechtsextreme Ideologien setzen auf Abgrenzung und Feindbilder, während das Christentum Versöhnung und Gemeinschaft sucht.
Das Gewissen eines Christen
Ein überzeugter Christ ist aufgerufen, sein Gewissen zu schärfen und sich für das Gute einzusetzen. Die diesjährige Jahreslosung könnten wir auch auf unser Verhältnis zu politischen Parteien beziehen: "Prüfet alles, und das Gute behaltet.“
Ein Christ muss also prüfen, ob das Programm einer Partei mit seinem Glauben vereinbar ist. Parteien, die Angst verbreiten und Menschen gegeneinander ausspielen, bestehen diese Prüfung bei mir nicht.
Natürlich gibt es Themen wie wirtschaftliche Sorgen, kulturelle Identität und den Wunsch nach Sicherheit, die Menschen bewegen. Aber rechtfertigt das die Wahl einer Partei, die spaltet statt verbindet?
Kann ich als Christ mit gutem Gewissen eine Partei unterstützen, deren Ideologie die Würde des Menschen verletzt?
Christsein bedeutet Verantwortung
Christsein ist kein passiver Glaube, sondern ein Auftrag zur Verantwortung. Ein Christ trägt Verantwortung für seine Mitmenschen und für die Gesellschaft. Diese Verantwortung bedeutet, sich für den Frieden einzusetzen, für Gerechtigkeit und gegen jede Form von Extremismus, der unsere Gesellschaft bedroht.
Was bedeutet das konkret?
Ein überzeugter Christ sollte Parteien wählen, die auf ein friedliches Miteinander setzen, die die Würde des Menschen achten und den Schwachen helfen. Parteien, die auf Hass und Ausgrenzung beruhen, widersprechen dem Geist des Evangeliums.
Natürlich leben wir in einer Demokratie, und jeder hat das Recht, frei zu wählen. Doch Freiheit bedeutet nicht Beliebigkeit. Freiheit ist immer auch an Werte gebunden. Wer überzeugt Christ ist, sollte sich fragen, ob seine Wahlentscheidung wirklich im Sinne des Glaubens ist.
Wir leben in einer Zeit, in der Werte immer mehr an Bedeutung gewinnen sollten. Als Christen sollten wir Vorbilder sein – Vorbilder in der Liebe, in der Verantwortung und im Einsatz für eine gerechte Gesellschaft.
Deshalb ist meine Antwort klar: Nein, als überzeugter Christ kann ich keine rechtsextremen Parteien wählen, ohne dabei meine christlichen Überzeugungen zu verraten.