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Was bleibt, wenn man nichts mehr hat?

Uganda: Lernen von den Armen

 

Viele von uns haben Sorgen. Zukunfts-Ängste machen sich breit. Wie wird es werden nach Corona? Werden wir so weiter leben können wie bisher? 

Das sind ernste Fragen, deren Beantwortung uns heute noch schwerfällt. Aber was dann?

In Uganda habe ich die Zwillinge Legion und Rogers und ihre Eltern Rydia und Fred kennen gelernt. Ihre Geschichte ist unglaublich und noch nie sind mir ärmere Menschen begegnet. Wer sie bis zum Ende liest, wird beeindruckt sein. Ich bin sehr beeindruckt.

Leon und Rogers leben im Südosten von Uganda in der Gegend rund um die Stadt Kisoro, fast an der Grenze zu Ruanda. Ihr Haus liegt in den Bergen in einem Dschungelgebiet. Die Zwillinge hatten typische Hungerbäuche, als ich ihnen das erste Mal begegnet bin. Verständlich, wenn man die Geschichte der Familie kennt:

 

Rydia erzählte, dass sie zweimal in der Woche etwas Nahrhaftes zu essen haben. Zweimal! Auf meine erstaunte Frage, was sie denn sonst essen, zeigte sie auf die Bäume und sagte: „Wir essen die Blätter von den Bäumen, um unsere Mägen zu beschäftigen.“ Wasser holt sie aus einem dreckigen Wasserloch, das 500 Höhenmeter entfernt unten im Tal liegt. Meistens ist es aber versiegt, so dass sie sechs Kilometer zum nächsten Wasserloch laufen muss.

 

Fred ist eigentlich Bauarbeiter und kann Häuser bauen, aber er wird für maximal 5 Tage im Monat als Arbeiter beschäftigt. Sein Lohn: 1 US-Dollar pro Tag für 10 Stunden Arbeit. Diese Familie hat also maximal 5 Dollar pro Monat zur Verfügung, um zu überleben. Die Grenze für extreme Armut wird von der UN auf 1,90 USD/pro Tag festgelegt. Diese Familie liegt weit darunter.

 

Und dann stelle ich die Frage, deren Beantwortung mich bis heute beschäftigt: „Wenn Jesus jetzt in Person hier vor Euch stehen würde und Ihr hättet eine einzige Frage, was würdet Ihr fragen?“.

 

Kein Klagen, kein Murren, sondern Rydia überlegt kurz und sagt dann: „Ich würde ihn fragen, ob er mit der Art und Weise, wie ich ihm nachfolge, zufrieden ist.“ Ich traue meinen Ohren nicht.

 

Dann frage ich Fred. Seine Antwort ist nicht weniger bewegend: „Wenn Jesus hier vor mich stünde, hätte ich keine Frage an ihn. Ich würde ihn an die Hände fassen, und dann würden wir tanzen!“