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Der lange Weg zur Kirche

Für manche von uns ist der Weg zur Kirche sehr lang geworden, andere sind ihn noch nie gegangen. Aber vielleicht ist das der Ort, wo wir sein können wie wir sind und Dinge entdecken, die wir immer gesucht haben. 

Für manche von uns ist der Weg zur Kirche sehr lang geworden. Sie scheint immer weiter weg aus unserem Leben nur noch in der Ferne zu glänzen. Selbst wenn sie auf einem soliden Felsen gebaut ist und selbst von weiter weg unübersehbar am Ort ist, ist uns der Weg zu beschwerlich. 

  

Manche von uns erwarten nicht mehr viel von diesem Ort. Und so scheint die Kirche einsam auf einem Berg zu stehen, für alle sichtbar, aber immer wieder fahren wir achtlos vorbei, anstatt einmal anzuhalten, auszusteigen und uns auf den Weg zu begeben. 

 

Andere von uns sind diesen Weg noch nie gegangen. Er scheint zu steinig zu sein, zu unattraktiv, vielleicht sogar zu simpel und einfach. Sie lassen die Kirche unbeachtet an ihrem Weg stehen, schauen sie nur flüchtig von aussen aus der Ferne an - und auch sie setzen ihren Weg fort, ohne sie auch nur einmal besucht zu haben. 

 

Sie steht fest, auf einem Fels. Manchmal einsam und verlassen - und trotzdem ist sie immer da. Seit Jahrhunderten, sogar seit Jahrtausenden. Immer wieder neu lädt sie ein, hinein zu gehen, einen Platz zu finden, zur Ruhe zu kommen in unserem Bestreben, das Leben zu finden. 

Wenn wir bei unserer Hetze nach dem Lebensglück, nach Anerkennung, Liebe, auf unserer Suche nach Antworten auf unsere Fragen einmal zur Ruhe kommen. Wenn wir uns erlauben, die Fragen unserer Seele zu hören. Wenn wir unseren Herzen gestatten, die leisen  Stimmen zu erheben, die uns sagen, dass da noch etwas Entscheidendes in unserem Leben fehlt. 

 

Dann können wir dankbar sein, wenn uns in diesen seltenen wie kostbaren Momenten ein Ort einfällt, um unsere Fragen zu stellen. Ein Ort, der uns - vielleicht nur für einen kleinen Moment - einen geschützten Raum gibt, wo wir sein können. Sein - so wie wir sind. Sein - mit all den Fragen, Gefühlen, Sorgen, Ängsten, Hoffnungen und Wünschen. 

Das Wesentliche unseres Lebens findet oft in aller Stille statt. Nicht im Trubel des prallen Lebens, nicht auf der Achterbahn unseres üppig gefüllten Terminkalenders. Nein, in der Stille. An einem Ort. Auf einem Berg. In aller Ruhe. Bei einer Person. In einer kleinen Kirche. Bei: Jesus Christus. 

 

(Steve Volke, Jamnik Kirche St. Primus und Felicianus, Slowenien, Oktober 2021)

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